Zuflucht und Utopie
Österreichisch-jüdische Emigration in die Dominikanische Republik
Keywords:
Dominikanische Republik, Fluchtpunkt vor dem Nationalsozialismus, Anschluß, American Jewish Joint Distribution Committee, Kibbuzim, Wiener Juden und Jüdinnen, Agrarprojekt, MigrationAbstract
Die Dominikanische Republik gilt den meisten Europäerinnen und Europäern heute als das Urlaubsparadies schlechthin: Weniger bekannt jedoch ist, dass gerade dieser kleine Antillenstaat österreichischen, deutschen und tschechischen Jüdinnen und Juden im Zweiten Weltkrieg als Fluchtpunkt vor dem Nationalsozialismus diente. Während die meisten Länder nach dem ‚Anschluß‘ Österreichs ihre Grenzen gegen den Andrang von Flüchtlingen abriegelten, bot ausgerechnet der diktatorisch regierte Inselstaat in der Karibik den Verfolgten eine Zuflucht. Das American Jewish Joint Distribution Committee baute in Sosúa, an der Nordküste des Landes, ein landwirtschaftliches Vorzeigeprojekt nach dem Muster der Kibbuzim auf, das für Zehntausende Flüchtlinge konzipiert war. Doch nur einige Hun- dert, darunter viele Wienerinnen und Wiener, erreichten die Insel.
In der Geschichte dieses Siedlungsprojekts werden die Entwicklungslinien des 20. Jahrhunderts sichtbar: die Kapitulation der demokratischen Staaten vor der antijüdischen deutschen Politik, das Konzept eines an sozialistischen Ideen orientierten Agrarprojekts und sein Scheitern sowie schließlich die Migration als Motor der Modernisierung.
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