„A Naye Yidishe Heym in Nidershlezye“
Polnische Shoah-Überlebende in Wrocław (1945–1949). Eine Fallstudie
Keywords:
6. Mai 1945, Breslau, Umsiedlung, Heimatverluste, Identitätskrisen, An- und Aussiedlung, Wrocław, Neusiedlerinnen und Neusiedler, Aufbau des jüdischen Lebens im NachkriegspolenAbstract
Nach den schweren Kämpfen um die ‚Festung Breslau‘ die am 6. Mai 1945 mit der deutschen Kapitulation endeten, war die Stadt beinahe vollständig zerstört. Die gesamte deutsche Bevölkerung von Breslau sollte binnen drei Jahren nach Westen ‚umgesiedelt‘ werden. Damit begann in der Stadt die Zeit des großen Transfers, die zu dem damit verbundenen Heimatverluste und Identitätskrisen führte: die ‚Aussiedlung‘ der deutschen Einwohnerinnen und Einwohner, die Ansiedlung der Polinnen und Polen, die Zwangsumsiedlung der ukrainischen Bevölkerung, die Vertreibung der zurückgekehrten Angehörigen der deutsch-jüdischen Gemeinschaft sowie die gezielte Ansiedlung der polnischen Shoah-Überlebenden. Aus Breslau wurde Wrocław: die Stadt von deutschen Spuren bereinigt, völlig polonisiert und mit dem gesamten Terrain Niederschlesiens als ‚wiedergewonnene Gebiete‘ gefeiert. Die unmittelbar nach Kriegsende in die Stadt strömenden polnischen Neusiedlerinnen und Neusiedler, darunter die überlebenden polnischen Jüdinnen und Juden, sollten hier ihre neue Heimat finden. Unter den Bedingungen der unmittelbaren Nachkriegszeit erwies sich diese Bestrebung als allzu herausfordernd: Wrocław versank im Chaos und der Zerstörung, die deutschen Einwohner waren in der Stadtlandschaft (mindestens bis 1948) immer noch präsent, die Neuorganisation der polnischen Staatsstrukturen sowie die politische Machtkonsolidierung erst im Gange. Hinzu kamen noch weitere Faktoren, die die zunächst gebotenen Perspektiven für den Aufbau des jüdischen Lebens im Nachkriegspolen zunichte machten. Die vorliegende Untersuchung hat zum Ziel, diese zu analysieren und am Beispiel Wrocław genauer zu beleuchten.
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